„Malen“ im weitesten Sinne ist immer Ausdruck von Stimmungen des Künstlers. Im Fall von „Zerrissen“ ist der Name des Werkes tatsächlich mehr als wörtlich gemeint.
Zum einen war ich selbst zerrissen zwischen Gefühlen von Schmerz, Wut, Hoffnung und Sehnsucht. Zum anderen habe ich, um die Wirkung des Bildes zu unterstreichen und auch um Energien freizusetzen, im Laufe der Entstehung die Leinwand an zwei Stellen aufgerissen, um dann mit dem Resultat weiter zu arbeiten.
Dieses Bild ist über mehrere Monate entstanden und hat viele, sehr unterschiedliche, Phasen durchlaufen. Es hat lange Zeiten des Trocknens und im übertragenen Sinne auch der „eigenen Heilung“ gebraucht.
Ich habe mit diesem Bild „gekämpft“, es angeschrien, seine (und damit wohl auch meine) hellsten und dunkelsten Seiten, Mattheit und Glanz, herausgearbeitet, wieder überarbeitet, aufgetragen und abgekratzt.
Künstlerischer Prozess
Begonnen hat alles mit parallel verlaufenen Linien aus Beize in mehreren Farben – hier bereits mit dem Kontrast von hell und dunkel. Danach wurde partiell Sumpfkalk aufgetragen und mit Beizen weiterbearbeitet. Ebenso wurden offene Pigmente auf die Leinwand geworfen, eingearbeitet, teils wieder ausgewaschen. Dann wurde das Bild partiell mit selbst hergestellter Spachtelmasse überzogen und Höhen und tiefe Krater herausgearbeitet.
Nach der Zerstörung der Leinwand an zwei Stellen wurden die neu entstandenen Kanten und die Besonderheit der unteren Riss-Stelle mit Schellack, Beizen und Pigmenten hervorgehoben. Den Abschluss bildete ein teilweiser Überzug des Bildes mit Bitumenlack und das Einpusten von Kupferpigmenten.
Gedanken
Viele meiner Bilder sind sehr persönlich – dieses ist es ganz besonders. Die im Werk enthaltenen Gegensätze – hell/dunkel, zart/stark, matt/glänzend, … – spiegeln auf besondere Weise Phasen meines Lebens und mich wider.
Wie immer ist es ein Bild, das viel Raum für die eigenen Gefühle des Betrachters lässt und einlädt in die Tiefe – und in diesem speziellen Fall sogar „dahinter“ – zu blicken.